Über 115 Jahre Tradition und Engagement: Aus der Clubgeschichte des LTC Winterthur
Vom Barockhäuschen zum Römerpark
Besucher, welche die Tennisplätze an der Pflanzschulstrasse zum ersten Mal betreten, sind überrascht, mitten in der Stadt diese einzigartige Anlage vorzufinden. Der 1905 gegründete Tennis Club Winterthur war aber nicht von Anfang an hier beheimatet. Zu Beginn spielten seine Mitglieder noch auf zwei verschiedenen Plätzen. Der eine war auf dem Gelände des heutigen Stadtparks vor dem so genannten «Barockhäuschen» - ein in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenes Sommerhaus eines Winterthurer Ratsherrn -, der andere befand sich and der Bahnstrasse, etwa dort, wo heute das Gebäude der Bezirksanwaltschaft steht.
Eine der schönsten Anlagen der Schweiz
Bauherr der stilvollen Tennisanlage und des pavillonartigen Clubhauses war der Winterthurer Kunstmäzen Oskar Reinhart. Den Tennissport als Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens der Stadt Winterthur und der Kultur im weiteren Sinn verstehend, liess er anfangs der zwanziger Jahre durch die damals bekannten Architekten Rittmeyer und Furrer und die Gartenbaufachleute Otto Froebels Erben die Tennisanlage an der Ecke Seidenstrasse/Pflanzschulstrasse erstellen. Ab 1925 genoss der Tennis-Club auf der neu erstellen Anlage Gastrecht.
1966 ging die Anlage als Schenkung von Oskar Reinhart an die Volkart-Stiftung über. Er verpflichtete diese, dem Club die Anlage zu vermieten ". . . solange, als der Tennisclub Winterthur seinen gegenwärtigen Charakter hinsichtlich Zweck und Zusammensetzung bewahrt". Die neue Eigentümerschaft brachte aber für den Tennisclub neue vertragliche Verpflichtungen, v.a. betreffend Unterhalt der Anlage, mit sich.
Trotz aller Aktivitäten des Tennisclubs, war die Anlage in den folgenden Jahren schlecht ausgelastet. Die Tennissaison beschränkte sich auf die warmen Jahreszeiten. Im Winter ruhte der Betrieb vollständig. Auch machten die im Laufe der Jahre immer stärker wachsenden Unterhaltskosten für die Volkart Stiftung wie für den Tennisclub grundsätzliche Überlegungen einer Ganzjahresnutzung notwendig, ohne dabei den Parkcharakter der Anlage zu verändern. Wegen des beträchtlichen Aufwandes eines solchen Vorhabens, blieb es aber lange bei Ideen und Plänen.
Der LTC als Eigentümer
1984 beschloss die Volkart Stiftung unter ihrem Präsidenten Andreas Reinhart die Sache ernsthaft an die Hand zu nehmen. Es wurden verschiedene Varianten ausgearbeitet. Im Herbst 1987 begannen die Bauarbeiten des Ausbauprojektes. 1989 konnten die heutigen Benützer auf der neu gestalteten Anlage - als Mieter - ihren Tennis-, Fitness-, bzw. Bistrobetrieb aufnehmen. Anfangs der neunziger Jahre präsentierte Andreas Reinhart erste Ideen einer Eigentumsübertragung an die Benützer der Anlage. 1995 lag eine erste Kaufofferte vor. Im Jahr 1997 wurde die heutige Miteigentümerstruktur ins Leben gerufen, bei der der LTC einen Drittel der Anteile besitzt. 2006 startete der LTC einen Kraftakt und übernahm die restlichen zwei Drittel. Seither ist der LTC Winterthur stolzer Besitzer des Römerparks mit dem Ziel, das Erbe im Sinne des Gründers Oskar Reinhart weiter zu pflegen.
Ende 2005 wurden Gespräche mit den Mehrheitseigentümern aufgenommen, um verschiedene Optionen zu prüfen. Eine Offerte zum Kauf der restlichen zwei Drittel Anteile wurde von der a.o. Generalversammlung vom 15. Mai 2006 einstimmig angenommen. Per 1. Juli 2006 wurde der LTC Alleineigentümer der Anlage.
Spitzentennis gehört zum LTC
Als einer der grössten und traditionsreichsten Tennisklubs der Schweiz verfügte der LTC immer wieder über die erforderlichen Ressourcen zur Durchführung von Tennis-Grossanlässen. Viele Turniere, von lokaler Bedeutung bis zu internationalem Rang, haben im Laufe der Zeit auf dieser Anlage stattgefunden. So etwa während Jahrzehnten die Ostschweizer Juniorenmeisterschaften, die Winterthurer Stadtmeisterschaften, verschiedene Davis-Cup- und Länderspiele der Schweiz gegen Neuseeland (1954), Spanien (1957), Oesterreich (1962), Griechenland (1965), Rumänien (1966), Holland (1968 und 1970), die Coupe Sofia (Mannschafts-Europameisterschaften für Juniorinnen (1980), die Schweizer Tennismeisterschaften (1935 und 1989), die Serie der Interclub NLA-Finalspiele Mitte der neunziger Jahre oder der Fed Cup Schweiz-Israel im Juli 2003. Es folgten wiederum Interclub NLA-Finals von 2005-2007 und 2013-2015. Auch im 2020, dem Corona-Jahr, hat der LTC die IC Finalspiele am 8./9. August durchgeführt, allerdings unter speziellen Bedingungen von SwissTennis und dem BAG. In den 2 folgenden Jahren 2021 und 2022 organisierte der LTC weitere IC-NLA-Finalspiele, die bei schönstem Wetter und unterstützt von vielen Helferinnen und Helfern zu den Jahres-Höhepunkten des Clubs gehörten.
Bei all diesen Gelegenheiten waren Berühmtheiten wie Manuel Santana (SP), Dimitri Sturzda, Petr Kanderal, Roland Stadler, Ion Tiriac und Ilie Nastase (RM), Tom Okker (NL) Matthias Werren, Jakob Hlasek, Marc Rosset, Martina Hingis, Patty Schnyder, Roger Federer und jüngst Belinda Bencic, Henri Laaksonen und Sandro Ehrat zu Gast auf unserer Anlage.
Die sportliche Entwicklung des Clubs war schon vor dem Zweiten Weltkrieg durch Höhepunkte gekennzeichnet. In den Jahren 1937-1939 war der LTC Winterthur dreimal hintereinander Schweizer Meister der damaligen Serie B der Interclub-Wettspiele. Die Kaderspieler des Clubs haben aber auch später immer wieder hervorragende Einzelleistungen erbracht. So schlug beispielsweise unser nachmaliger Präsident Nic Ammann 1974 den damals in der nationalen Tennisszene bestens bekannten und erfolgreichen Hansueli Blass, und Leonardo Manta wurde zusammen mit Evagreth Emmenegger im gleichen Jahr Mixed-Schweizermeister. In den Jahren 1991 uns 1993 wurden unsere Junioren U18 Schweizermeister. In den späten Neunziger Jahren holte sich das NLB Damenteam den Schweizermeisterpokal und in den Jahren 2007 und 2009 erkämpften sich die Jungsenioren den NLA Schweizermeister Titel!
Breites Angebot für jede Spielstärke
Der LTC will im Bereich des Tennissports sämtliche Segmente ansprechen, d.h. den Juniorenbereich, den Wettkampf und den Breitensport.
Auf der Anlage sind die Tennis Schulen "Sandro Tennis" und "Walter Tennis" und "Sikora Tennis" tätig. Mit höchster Kompetenz vermitteln sie allen LTC-Mitgliedern die neuste Tennis-Technik.
Sehr erfolgreich ist zurzeit der Juniorenbereich, der seit Jahren steigende Mitgliederzahlen aufweist. Gründe dafür sind die professionelle Betreuung und die vielen talentierten Nachwuchsspielerinnen und -spieler. Es spielen viele IC Juniorenteams für den Club und mit Stolz können wir sagen, kleine ehemalige und aktuelle Meisterinnen und Meister im clubeigenen Nachwuchs zu haben: Maxime Grünig Schweizermeister U12 2018, Gian Grünig Vize-Schweizermeister U18 2018, Philipp Orloff Schweizermeister 2019, Leandro Riedi Vize-Schweizermeister 2019, Noelia Manta, Schweizermeisterin U12 und U14, Liv Bretscher Vize-Schweizermeisterin U12 2022.
Der Club hält an seiner Zielsetzung fest, über NL-Teams bei den Damen und Herren zu verfügen und diese sowohl mit Clubmitteln als auch durch Sponsoren zu unterstützen. Aktuell spielen ein NLA 40+ Damenteam, ein NLA 45+ Team, ein NLB Herrenteam, ein NLC Herren Team und viele weitere IC Teams für den LTC.
Der Breitensport ist naturgemäss der grösste Bereich und sichert die Finanzierung des Clubs, entsprechend tragen wir ihm auch grosse Sorge. Die wunderschöne Anlage, die guten Spielerinnen und Spieler, das aktive Clubangebot und die spannenden Menschen machen den LTC als Tennis-Club für Mitglieder aller Altersklassen und Spielstärken attraktiv.